Todesspiel by Eberhard Weidner

Todesspiel by Eberhard Weidner

Autor:Eberhard Weidner [Weidner, Eberhard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: tolino
veröffentlicht: 2017-09-07T22:00:00+00:00


Der Bauernhof präsentierte sich ihr noch immer verlassen, als sie wieder draußen auf dem Kies stand. Nur die Kühe im Stall bewiesen, dass es hier Leben gab, auch wenn es kein menschliches war.

Während sie den Innenhof überquerte, machte sich Anja Gedanken darüber, warum Zoes Auto in der Scheune stand, als wollte es jemand vor neugierigen Blicken verbergen. Oder stand der Wagen nur dort, um ihn vor dem Regen zu schützen, der am Abend des Unfalls heftig gewesen war? Und hatten die Bewohner des Bauernhofs die verletzte oder bewusstlose Zoe bei sich aufgenommen, um sie gesund zu pflegen, und dabei überhaupt nicht daran gedacht, die Behörden über den Unfall zu informieren? Vielleicht, so Anjas Mutmaßung, war Zoe doch schwerer verletzt worden und nicht transportfähig gewesen. Deshalb hatten die Leute, die hier wohnten, sie zur Sicherheit erst einmal hierbehalten. Und heute war es der Psychologiestudentin möglicherweise wieder gut genug gegangen, um sie ins nächste Krankenhaus zu transportieren. Deshalb war der Bauernhof bis auf die Tiere verlassen und auch kein anderes Auto zu sehen, denn außer dem Traktor für die Feldarbeit musste es hier logischerweise auch noch mindestens ein anderes Fahrzeug geben.

Die Erklärung klang einleuchtend. Doch solange sie nichts Genaueres wusste und auf Vermutungen angewiesen war, wollte Anja auf Nummer sicher gehen und vorsichtig sein. Deshalb holte sie ihr Handy heraus, um ihre Kollegen über ihren Aufenthaltsort und ihren Fund zu informieren und gleichzeitig Verstärkung anzufordern. Doch zu ihrer Verärgerung stellte sie fest, dass sie an diesem abgelegenen Ort keinen Empfang hatte. Also steckt sie das nutzlose Telefon missmutig wieder ein.

Als sie an der Tür zum Stall vorbeikam, beschloss sie spontan, einen Blick hineinzuwerfen. Vielleicht hielt sich dort jemand auf, der sich um die Tiere kümmerte und sie über den Lärm, den diese verursachten, nicht gehört hatte.

Ihr wäre in diesem Moment wesentlich wohler gewesen, wenn sie ihre Dienstpistole bei sich gehabt hätte. Doch da sie vor ihrer Abfahrt nicht mit einer derartigen Situation gerechnet hatte, war sie auch nicht darauf vorbereitet. Wie so oft lag ihre Pistole in der Dienststelle in ihrer Schreibtischschublade und war ihr damit keine große Hilfe.

Anja öffnete die Stalltür, die beim Aufziehen leise knarrte, und machte mehrere vorsichtige Schritte ins Innere.

Durch die spinnwebenverhangenen und verschmutzten Scheiben wurde das Tageslicht stark gefiltert, sodass ein unwirkliches Halbdunkel herrschte, in dem die Konturen der Tiere und Gegenstände im Stall wie in der Dämmerung verwischt wurden. Dennoch konnte Anja, sobald sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse angepasst hatten, erkennen, dass rechts und links des Mittelgangs zahlreiche Kühe angekettet waren. Die Tiere wandten allesamt ihre Köpfe in Anjas Richtung und sahen sie aus ihren großen sanften Augen fragend an. Es stank intensiv nach Kuhmist und Gülle. Unzählige Fliegen umschwirrten die Tiere, die mit ihren Schwänzen danach schlugen und die Köpfe schüttelten. Ketten rasselten, und Kühe schnaubten.

Die Polizistin entdeckte eine Mistgabel, die links von ihr an der Abtrennung des Mittelgangs lehnte, als hätte jemand sie dort abgestellt, nachdem er den Stall zum letzten Mal ausgemistet hatte. Anja überlegte, ob sie die Mistgabel in Ermangelung einer anderweitigen Waffe an sich nehmen sollte.



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